(Fortsetzung von Teil 1)
… „TrAAansformatioOOn!!!“ Es war ein mächtiger Hilferuf, der da von der Erde ins Weltall gesandt wurde. Und er erreichte sein Ziel: das einzige Wesen, das den leuchtend blauen Planeten Erde noch würde retten können – die SuperWandelWoman.

Sie unterstützt ja seit Anbeginn der Zeiten die Bewegungen und Veränderungen in den Weiten der Galaxien, winzig kleine wie den Flügelschlag eines Schmetterlings ebenso wie Sonnenstürme oder Supernovas. Deshalb machte sie sich natürlich auch jetzt unverzüglich auf den Weg.
Je näher sie der saphirblau im All schwebenden Kugel kam, desto lauter und deutlicher ließen sich aus dem vielstimmigen Chor von dort einzelne Rufe heraushören, angstvoll, empört, hoffnungsvoll, hoffnungslos, wütend, fordernd: „Work-Life-Balance!“ – „Die Digitalisierung der Arbeit macht flexibler!“ – „Nein, die Digitalisierung vernichtet menschliche Arbeitsplätze!“ – „Wir haben es satt!!!“ – „Die Armut nimmt weltweit zu!“ – „Die Gewalt nimmt zu!“ – „Der Rassismus nimmt zu!“ – „Das Artensterben nimmt zu!“ – „Diskriminierungen beenden!“ – „Wir brauchen eine gesellschaftliche Wertediskussion!“ – „Eine programmatische Erneuerung!!“ – „Eine struktuelle Erneuerung!!!“ – „Globalisierung!“ – „Regionalisierung!“ – „CO2-Ausstoß senken!“ – „Wir zerstören die Erde!!“ – „Gerechtigkeit!!!“ – „Ein gutes Leben für alle!!!“ – „…!“ …
Das war erst mal eine so verwirrende Vielfalt und Unterschiedlichkeit an Problematiken, die diesen planetarischen Wesen da offensichtlich über den Kopf gewachsen waren, dass die SuperWandelWoman zunächst ein paar Mal um die ganze Erde fliegen musste, bis sie alle Stimmen gehört und die Lebenssituationen aller Spezies kennengelernt hatte. Und bis sie das Bild überschauen konnte, das da aus der weltweiten Vielstimmigkeit entstanden war:
Die Erde war in der Mitte gespalten und wurde nur noch an immer dünner werdenden Fäden zusammengehalten. Die Menschen nannten das zusammenfassend: „Wir leben nicht mehr nachhaltig. Wir zerstören unsere Lebensgrundlagen schneller, als wir sie reparieren oder gar wieder neu aufbauen können.“
Die SuperWandelWoman war entsetzt über das, was sie hörte und sah. Sicher, alles im Weltall ist ständigen Veränderungen unterworfen, aber das hier war idiotisch … selbstmörderisch … hirnlos … Hatten sie denn hier alle den Verstand verloren – oder noch schlimmer, das Herz?
Sie landete schließlich vorsichtig auf einem der dünnen Fäden, der die beiden Hälften der Erde noch verband. Es war just der 8. März, der erdweit gewürdigte sogenannte Internationale Frauentag.
Vielleicht fiel ihr erst deswegen auf, dass auch die ErdbewohnerInnen grob gesehen in zwei Hälften geteilt waren, männliche und weibliche. Mit zum Teil äußerst unterschiedlichen Verhaltensweisen, insbesondere innerhalb der vorherrschenden Spezies Mensch. Und hier insbesondere bezüglich des Umgangs mit dem Planeten.
Als sie da genauer hinschaute, wurde ihre Aufmerksamkeit auf die Forschungsarbeit einer mehrköpfigen WissenschaftlerInnengruppe** gelenkt und ihre Haare sträubten sich senkrecht zu Berge.
Wo selbstverständlich flächendeckend ein wertschätzendes Miteinander zum Wohle aller die Grundlage für das Zusammenleben bilden sollte, versteckten sich überall im menschlichen Alltag jahrhundertealte starre Denk- und Verhaltensmuster, die – wenn es sich nicht um technische Herausforderungen handelte – alle Umweltthemen abwertend (!) mit „Weiblichkeit“ assoziierten, also als „unmännlich“, und das ließ bis dato die überwiegende männliche Bevölkerungshälfte ein umweltbewusstes Verhalten folglich schon ganz automatisch meiden, als handele es sich um den sprichwörtlichen Teufel mit seiner Angst vor dem Weihwasser****.
Die SuperWandelWoman war sprachlos; aber es bestand kein Zweifel, die Forschungsergebnisse waren eindeutig:
„… Men tend to litter more, recycle less, have a larger carbon footprint, and feel less responsible than women for environmentally destructive behavior“***
„O weh!!! Es ist also wahr!“, erscholl es erneut in kollektiver Verzweiflung. „Wir hatten es ja geahnt, aber sind mit dieser Beobachtung immer als SpinnerInnen und FeministInnen verhöhnt worden …“
Mit letzter Kraft erhoben sich noch ein letztes Mal die Stimmen: „SuperWandelWoman, kannst Du uns unter diesen Umständen trotzdem noch retten? Gibt es unter diesen Bedingungen denn überhaupt noch Hoffnung auf TRANSFORMATION für die Erde und die Menschheit …?“
(Fortsetzung folgt)
** Brough, Aaron R.; et al. “Is Eco-Friendly Unmanly? The Green-Feminine Stereotype and Its Effect on Sustainable Consumption,” Journal of Consumer Research, August 2016. doi: 10.1093/jcr/ucw044.
*** Harvard’s Shorenstein Center on Media, Politics and Public Policy. https://journalistsresource.org/studies/environment/sustainability/going-green-environment-gender-stereotypes-recycling
**** Bennett, Graceann I.; Williams, Freya: Mainstream Green. April 2011. Red Papers, Ogilvy & Mather.