Auf die Ohren – fertig – los!

Anfang dieses Jahres hatte ich meine erste Podcast-Erfahrung – und dann gleich zweimal nacheinander …

Ein bisschen mulmig war mir vorher schon gewesen: Würde ich alles auf den Punkt gesagt bekommen, was ich ausdrücken will? Würde ich in Bandwurmsätzen sprechen, weil ich so viele Infos & Assoziationen in sie hineinpacken will?

Aber alle Sorgen waren ganz schnell vergessen dank dir, liebe Anne Horn, Moderatorin von „voneinander lernen“ und „Anne Auf Anfang“ (YouTube und Spotify): Du hast die beiden Termine zu einem so inspirierenden Austausch gestaltet, dass ich das laufende Mikrofon völlig vergessen habe.

Auch auf diesem Weg nochmals ein Riesen-Dankeschön für die Einladungen!


Beide Folgen stehen jetzt online – hier die Links:

Zum Internationalen Frauentag und für die anstehende Regierungsbildung

Der CDU-Vorsitzende und voraussichtlich nächste Kanzler Deutschlands „hält so wenig“ von Vorschlägen einer Geschlechterparität in einer CDU-geführten Bundesregierung. „Sehen Sie, das ist so schiefgegangen in der letzten Bundesregierung mit der Verteidigungsministerin“, sagte Friedrich Merz im vergangenen Oktober in einem Interview bei RTL/ntv. „Das sollten wir nicht wiederholen und wir tun damit auch den Frauen keinen Gefallen.“ –

Von Wikimedia Commons / Mu – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

Wow, was für ein markiges Statement! Na da sind doch vor allem wir Frauen jetzt mal sehr gespannt: Wird er dasselbe Kriterium auch bei den Männern in der zukünftigen Bundesregierung anlegen, insbesondere bei denen seiner Partnerpartei CSU?

Wir erinnern uns: Neben einer Reihe umstrittener Entscheidungen hat hier z. B. Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuers Maut-Skandal aufgrund folgenschwerer rechtswidriger Handlungen die Steuerzahler*innen alleine 243 Mio. Euro gekostet. Dieser Minister darf – mindestens – als echte „krasse Fehlbesetzung“ bezeichnet werden.

Ein Patt also – denn mit einer Besetzung der Minister*innenposten hauptsächlich durch Männer tun wir ja dann folgerichtig auch ihnen keinen Gefallen, nicht wahr?

Herr Merz, aufgemerkt: Um all die Herausforderungen der kommenden Legislaturperiode zu meistern, braucht es selbstverständlich eine geschlechtergerechte paritätische Aufteilung der Regierungsämter!

Die Frauen stellen die Bevölkerungsmehrheit (Quelle: destatis, Stand 20.12.24: Frauen 42 906 246; Männer 41 839 886) und müssen deshalb selbstverständlich auch gleichwertig die in allen gesellschaftlichen Bereichen anstehenden wichtigen Entscheidungen mitgestalten, in angemessen gleichwertigen verantwortungsvollen Positionen wie die Männer.

Und bitte ersparen Sie uns in Zukunft Ihr feuchtes Kopf-Kino von den „Damen und Frauen“, die sich angeblich von „sympathischen Kerlen, die im Unterhemd in der Küche sitzen“, Wirtschaft erklären lassen.

Sie provozieren damit nur, dass Ihnen die endlose Aufzählung irrationaler Fehlentscheidungen aus Politik und Wirtschaft entgegengehalten wird, die in der Vergangenheit von Männern getroffen wurden und schmerzlichst bis zum heutigen Tag nachwirken.

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„Mann, bist du fähig, gerecht zu sein? Eine Frau stellt dir diese Frage; zumindest dieses Recht wirst du ihr nicht nehmen können.

Sag mir, wer hat dir die selbstherrliche Macht verliehen, mein Geschlecht zu unterdrücken? Deine Kraft? Deine Talente? Sieh den Schöpfer in seiner Weisheit; prüfe die Natur, der du dich anscheinend nähern willst, in all ihrer Majestät und zeige mir, wenn du es wagst, ein Beispiel für solche tyrannische Herrschaft.

Wende dich den Tieren zu, befrage die Elemente, studiere die Pflanzen, wirf schliesslich einen Blick auf all die Vielfalt der belebten Materie; und füge dich dem Offensichtlichen, wenn ich dir die Mittel dazu an die Hand gebe.

Suche, untersuche und unterscheide, wenn du es kannst, die Geschlechter in der Ordnung der Natur. Überall wirst du sie vermischt finden, überall arbeiten sie in harmonischer Gemeinschaft an diesem unsterblichen Meisterwerk.

Allein der Mann hat sich aus seiner Ausnahme ein Prinzip zurechtgeschustert. Wunderlich, verblendet, aufgeblasen von den Wissenschaften und degeneriert, will er – in diesem Jahrhundert der Aufklärung und des Scharfsinns in krasseste Unwissenheit zurückfallend – despotisch über ein Geschlecht befehligen, das alle intellektuellen Fähigkeiten besitzt.“

(Quelle: Themenportal Europäische Geschichte)

Olympe de Gouges (eigentlich Marie Gouze; 7. Mai 1748 bis 3. November 1793) war eine Revolutionärin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin im Zeitalter der Aufklärung.

Sie ist die Verfasserin der Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin von 1791, aus der die oben zitierten Absätze stammen.

Kein Kreuz für konservative Heuchelei

„Der politische Konservatismus [auch: Konservativismus] ist antimodernen Ursprungs; er entstand als Gegenbewegung zu den Ideen der Aufklärung und der Prinzipien von Vernunft und Kritik.“ (Zitat: Bundeszentrale für politische Bildung)

Jan Massys (1509-1575), Die Heuchler, 16. Jh. (Wikipedia)

Ja – genau das spiegeln die markigen Statements und vollmundigen Wahlversprechen der konservativen Kandidat*innen zur vorgezogenen Bundestagswahl morgen wider: den Widerstand „gegen die Ideen der Aufklärung und gegen die Prinzipien von Vernunft“ – sowie gegen zukunftsgerichtet-kritische Alternativkonzepte zur „vorgegebenen Verteilung von Macht und Reichtum“ (ibid.).

Bekannte Beispiele aus der Vielzahl einfallslos-abgedroschener bis zynischer konservativer Worthülsen:

  • „Asylstopp“ – als würden mit einem einzigen Federstrich die weltweiten Ursachen politischer Verfolgung verschwinden, deren Betroffenen Deutschland (auch aus leidvoller eigener Erfahrung) per Verfassung Schutz garantiert (Art. 16a Abs. 1 GG).
  • „Marktwirtschaftliche Instrumente erreichen beim Klimaschutz viel mehr als reine Regulierung und reine Bevormundung der Bevölkerung“ – als könnten ausgerechnet gewinnorientierte kapitalistische Marktmechanismen die inspirierenden Visionen eines veränderten Lebens-, Produktions- und Konsumbewusstseins vermitteln, die für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands entscheidend sind.
  • „Gender-Wahn in deutschen Medien“ oder „Mit jeder ge-gender-ten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen mehr“ zu der einzigen  völkisch-nationalistischen und rassistischen Partei im deutschen Bundestag – als wäre der öffentliche Einsatz für ein gerechtes Wertschätzen und Berücksichtigen ALLER Geschlechter, eben nicht nur des männlichen, der sofortige Auslöser für den Untergang der Republik.

Auch die neue mexikanische Präsidentin Dr. Claudia Sheinbaum kennt solche und ähnliche Sprüche und hat dieses Verhalten deshalb zu Recht gestern in dem Stoßseufzer zusammengefasst:

„Hay mucha hipocresía en el conservadurismo.“ – auf deutsch: „Es gibt viel Heuchelei im Konservatismus.“

Dafür aber darf es auf den deutschen Wahlzetteln morgen keine Kreuze geben.

Mächtig-mutige Frauen II

Dr. Claudia Sheinbaum? Nur ab und zu taucht seit letztem Jahr in den deutschen Medien der Name dieser außergewöhnlichen Frau auf. Dabei sollten wir ruhig viel genauer hinhören und hinsehen, wie die erste Präsidentin in der Geschichte der Bundesrepublik Mexiko, dem einwohnerreichsten spanischsprachigen Staat der Welt, seit ihrem Amtsantritt am 1.10.24 Furore macht.

Screenshot des mexikanischen Fernsehens / M. Porr

Wer also ist Mexikos neue Präsidentin Dr. Claudia Sheinbaum, die vor ein paar Tagen in ihrem ersten Telefonat mit dem neuen US-Präsidenten auch eine für ihn eindrückliche Nachhilfestunde in Sachen Waffenhandel zwischen seinen Militärs und mexikanischen Drogenkartellen gegeben hat?

Und die mit derselben Würde und in demselben ruhigen kompetenten Ton in ihrem täglichen Morgenprogramm „Conferencia del Pueblo“ (dt. etwa „Stunde für das Volk“) im Fernsehen das komplette Jahresprogramm 2025 „Año de La Mujer Indígena“ („Jahr der Indigenen Frau“) hat vorstellen lassen? Nachdem sie – wie jeden Morgen – bereits um 6 Uhr mit dem nationalen Sicherheitsstab getagt hat?

Screenshot des mexikanischen Fernsehens / M. Porr

Hier schon mal ihre Eckdaten: 62 Jahre alt, studierte Physikerin, promovierte Umweltingenieurin und erfolgreiche Ex-Regierungschefin von Mexiko-Stadt, dem Zentrum einer der größten Metropolregionen der Erde; Autorin von über 100 Fachartikeln und zwei Büchern zu den Themen Energie, Umwelt und Nachhaltige Entwicklung sowie Autorin bzw. Leitautorin von Sachstandsberichten des Weltklimarates IPPC.

Neugierig auf Details ihres Regierungsprogramms und seine vielfältigen Inspirationen auch für unser eigenes Land und seine zukünftige Politik?

Dann bis zum nächsten Blogartikel – Fortsetzung folgt!

Mächtig-mutige Frauen – gutes Vorbild auch für uns?!

Es war eine wichtige Erinnerung, die im antiken Rom siegreichen Feldherren während ihrer Triumphzüge ununterbrochen ins Ohr geflüstert wurde: „Respice post te, hominem te esse memento.“ / „Sieh dich um und bedenke, dass auch du nur ein Mensch bist.“ – Das sollten wir wieder einführen und damit unbedingt auch schon vor dem Abend des 23.2.25 hier in Deutschland beginnen. Ein wunderbares Beispiel hat uns dafür wieder einmal eine Frau geschenkt.

Von NASA/Paul Alers – NASA Flickr account, Gemeinfrei, Link

Was sich kein Mann traute, tat die anglikanische Bischöfin Mariann Edgar Budde: Den frisch (wieder)gewählten selbstherrlichen amerikanischen Präsidenten daran zu erinnern, dass er für alle Menschen in der Gesellschaft da zu sein hat und nicht nur für die, die in seine politischen Konzepte passen.

Hut ab!

Solche lauten öffentlichen Botschaften braucht es dringend und vielstimmig auch hier bei uns – nicht nur am Vorabend der nächsten Bundestagswahl und nicht nur, aber ganz besonders als Geschenke mutiger Frauen an uns alle zum Internationalen Frauentag.

Es geht um Gerechtigkeit, stupids!

Das Wichtigste sei die Wirtschaft!, ist zur Zeit gebetsmühlenartig als vorrangiges Statement führender Politiker zu hören, die sich damit für ihre Parteien anscheinend die meisten Chancen bei der nächsten Bundestagswahl ausrechnen. – Wollen sie wirklich völlig ignorieren (oder etwa totschweigen?), was da gerade aus dem Nachbarland Frankreich, dem Darknet und dem heimischen Parlament zum Umgang von Männern mit Frauen hässlich ungeschminkt ins grelle Licht der Öffentlichkeit gerückt ist und ein gesellschaftliches Weiter-so auch hierzulande schlicht unzumutbar macht?

Graphiken: images by StudioLabs & by Victoria from Pixabay; Collage: M. Porr

Wo bleibt endlich der gellende gesellschaftliche, aber vor allem politische Aufschrei des Entsetzens – gerade auch von den reflektierten Männern, den Male Allies?

So geballt brutal haben wir doch alle noch nie erfahren, wie unter dem Mäntelchen der formalen Geschlechter“gleichberechtigung“ gewaltige Missstände, ja Skandale schwelen:

  • die selbstverständliche Bereitschaft unzähliger ganz gewöhnlicher, ganz durchschnittlicher Männer – auch in Deutschland -, ihren Partnerinnen Gewalt bis zur Vergewaltigung anzutun, sie womöglich auch noch anderen Männern für diese brutalste Sexualstraftat „anzubieten“ und das Ganze überhaupt nicht problematisch zu finden (s. z. B. Beitrag bei Deutschlandfunk Kultur v. 19.12.24)
  • der wachsende ungezwungene Austausch im Dunkeln, im Darknet, darüber, mit welcher Droge Männer Frauen am besten betäuben können, um alle diese Straftaten an ihnen begehen zu können (s. z. B. ARD-Beitrag v. 18.12.24)
  • die zunehmenden Herabwürdigungen und Diskriminierungen von Frauen, ihren Bedürfnissen, Forderungen und Sichtweisen – gerade frisch dokumentiert und angeprangert von unserer höchsten Abgeordneten im Zentrum unserer Demokratie, dem Bundestag (s. z. B. Spiegel-Beitrag v. 20.12.24)

Was braucht es denn noch, um toxische – offene oder stumme – Stammtisch-Kumpanei zu ersetzen durch die coolste Eigenschaft überhaupt: eine selbstverständlich gelebte männliche UND weibliche Solidarität mit dem Recht von Frauen und Mädchen auf körperliche und seelische Unversehrtheit und auf gerechte Teilhabe an der gesellschaftlichen Entwicklung – im privaten und beruflichen Alltag ebenso wie im Parlament?

Nein, nicht „die Sorgen der Wirtschaft“ sind in unserer Gesellschaft zur Zeit das Wichtigste: Die dringendste Aufgabe – und damit für die politischen Parteien im nächsten Bundestag die wichtigste – ist es, erst einmal spürbare solidarische Gerechtigkeit herzustellen zwischen den beiden Bevölkerungshälften (Statista, Stand 2023: Männer 49,35%, Frauen 50,65%)!

#Transformation & Gerechtigkeit #Fürsorge-Arbeit ist das Rückgrat der Gesellschaft #Male Allyship – Männer als Verbündete

Frauen „links“, Männer „rechts“? -Wahlverhalten & Weichen für die Zukunft

Analysen zu den anstehenden US-Wahlen ebenso wie zu den bisherigen deutschen Landtagswahlen sprechen eine klare Sprache: Das Wahlverhalten von Frauen und Männern hat sich in den letzten 30 Jahren radikal verändert.

Image by Christoffer Borg Mattisson from Pixabay

Heute wählen (junge) Frauen tendenziell eher links/liberal, stärker in Sorge um Umwelt und Nachhaltigkeit, und (junge) Männer eher rechts/konservativ, mit dem Fokus stärker auf sogenannten Geld- und Wirtschaftsthemen (siehe auch: Ansgar Hudde, „Seven Decades of Gender Differences in German Voting Behavior“ – Geschlechtsunterschiede im Wahlverhalten bei Bundestagswahlen der letzten sieben Jahrzehnte).

  • Was bedeutet das für die aktuellen komplexen Umbruchszeiten, die sogenannte Transformation der Gesellschaft hin zu einer nachhaltigen Zukunftsfähigkeit?
  • Wenn sich so unterschiedliche Schwerpunkte abzeichnen: Warum bilden die politischen Zukunftsvisionen, deren Umsetzungsvorschläge und dazugehörigen Budgets nicht die unterschiedlichen Bedürfnisse und Bedarfe beider statistischen Bevölkerungshälften ab (s. Beispiele)? Wo ist der organisationen- und parteienübergreifende weibliche Widerstand?
  • Und: Wie können an diesem hochsensiblen Punkt #MenOfQuality / #MaleAllies allerorten aktiv werden und unter anderem dazu beitragen, die immer lauteren Macho-Schreihälse (gibt’s übrigens auch in weiblich), aber auch schon die markigen Sprücheklopfer etablierter Parteien mit ihren überholten, untauglichen und polarisierenden Politikkonzepten (s. o. / Beispiele) in ihre Schranken zu weisen?

Höchste Zeit für viel solidarisches Netzwerken. Denn jede für sich alleine und aus ihren vielen derzeitigen Gaps heraus können Frauen nun mal die Welt nicht retten …

Trainings in Berlin und Rostock: Save the dates & your place

Ob in Workshops für gesunde Ernährung oder bei Projekttagen zu Klimawandel, globalen Handelsketten, erneuerbaren Energien oder Migration: Immer wieder treffen wir in unserer Arbeit auf Situationen, die unterschiedliche Bedeutungen und Konsequenzen für Mädchen & Jungen, Frauen & Männer haben. Und für alle, die sich nicht in diese Geschlechtskategorien einordnen. – Wenn da Ungleichgewichte und Ungerechtigkeiten übersehen werden, laufen am Ende auch kluge Nachhaltigkeitskonzepte ins Leere.

Im Team mit Marco Hanitzsch/CoResult wollen wir deshalb mit euch – INSBESONDERE AUCH MIT EUCH MALE ALLIES – anknüpfen an unsere Berliner Ergebnisse und Rostocker Impulse aus 2023 und wollen:

  • eure Sensibilität für Geschlechtergerechtigkeit in eurem persönlichen und beruflichen Umfeld schärfen
  • eure Argumentationsstärke gegenüber Jugendlichen und Erwachsenen sowie im kollegialen Austausch steigern
  • euch Werkzeuge für die praktische Anwendung eurer Erkenntnisse in allen Bereichen der Nachhaltigkeitsarbeit an die Hand geben.

BERLIN / powered by Berlin 21
Dienstag, 24. September 2024
14-18 Uhr
Hector Space

ROSTOCK / powered by Über.Morgen
Freitag, 18. Oktober 2024
9.30-13.30 Uhr
Peter-Weiss-Haus

Beide Workshops sind für die Teilnehmenden kostenfrei, weil sie auch in diesem Jahr vom BMBF im Rahmen seiner BNE-Kampagne Lernen. Handeln. Gemeinsam Zukunft gestalten. gefördert werden.

Wir freuen uns auf die Arbeit mit euch!

40 Milliarden Euro gesucht? Hier sind sie, Herr Finanzminister!

Wundervolle Nachrichten haben sich ihren Weg in das Licht der Öffentlichkeit gebahnt: Anne Brorhilker, früher als Oberstaatsanwältin in Köln erfolgreich bei der Verfolgung und rechtskräftigen Verurteilung von Cum-Ex-Straftätern, ist in die Geschäftsführung des Vereins „Finanzwende“ gewechselt. – Von hier aus verklagt sie jetzt verschiedene Finanzministerien wegen Informationsblockade und Untätigkeit und will so dazu beitragen, den Rechtsstaat und die Zivilgesellschaft gegenüber der einflussreichen Finanzlobby zu stärken.

Bilder von Dorothe auf Pixabay und von Carlos Gabriel Morales Toro auf Pixabay; Collage: M. Porr

Aus der Politik oder einem Staatsamt in ein privatwirtschaftliches Unternehmen zu wechseln, ist ja unter dem Namen „Drehtür-Effekt“ allgemein gängige Praxis, wenn auch zu Recht immer kritisch beäugt.

Denn in vielen Fällen werden da anschließend Kontakte und staatsapparatsinterne Kenntnisse – hoch vergütet – zum Vorteil und Nutzen der betreffenden Unternehmen eingesetzt, statt dass sie der Demokratie und dem Gemeinwohl zugute kommen.

Anne Brorhilker – 2021 vom Medienunternehmen Bloomberg zu einer der 50 einflussreichsten Personen im Finanzsektor gewählt – zeigt uns mit Bravour, dass es auch anders geht.

Zu ihrer Entscheidung, ihren Werten und Zielen treu zu bleiben, aus dem Beamtenverhältnis auszuscheiden (was auch den Verzicht auf hohe Pensionsansprüche beinhaltet) und künftig ihr Wissen & Engagement in der Bürgerbewegung Finanzwende e. V. einzubringen, sei ihr auch an dieser Stelle Respekt gezollt und viel Erfolg gewünscht!

Das Panorama authentisch-mutiger Menschen, insbesondere aber auch weiblicher Vorbilder, ist um eine Frau reicher geworden.

PS.: Ihren Berechnungen und Schätzungen nach sind bis zum heutigen Tag ca. 12 Mrd. Euro aus illegalen Cum-Ex-Geschäften und noch einmal ca. 30 Mrd. Euro aus ebenfalls strafbaren Cum-Cum-Geschäften nicht vom Staat zurückgeholt worden.