Ob in Workshops für gesunde Ernährung oder bei Projekttagen zu Klimawandel, globalen Handelsketten, erneuerbaren Energien oder Migration: Immer wieder treffen wir in unserer Arbeit auf Situationen, die unterschiedliche Bedeutungen und Konsequenzen für Mädchen & Jungen, Frauen & Männer haben. Und für alle, die sich nicht in diese Geschlechtskategorien einordnen. – Wenn da Ungleichgewichte und Ungerechtigkeiten übersehen werden, laufen am Ende auch kluge Nachhaltigkeitskonzepte ins Leere.
Wundervolle Nachrichten haben sich ihren Weg in das Licht der Öffentlichkeit gebahnt: Anne Brorhilker, früher als Oberstaatsanwältin in Köln erfolgreich bei der Verfolgung und rechtskräftigen Verurteilung von Cum-Ex-Straftätern, ist in die Geschäftsführung des Vereins „Finanzwende“ gewechselt. – Von hier aus verklagt sie jetzt verschiedene Finanzministerien wegen Informationsblockade und Untätigkeit und will so dazu beitragen, den Rechtsstaat und die Zivilgesellschaft gegenüber der einflussreichen Finanzlobby zu stärken.
Aus der Politik oder einem Staatsamt in ein privatwirtschaftliches Unternehmen zu wechseln, ist ja unter dem Namen „Drehtür-Effekt“ allgemein gängige Praxis, wenn auch zu Recht immer kritisch beäugt.
Denn in vielen Fällen werden da anschließend Kontakte und staatsapparatsinterne Kenntnisse – hoch vergütet – zum Vorteil und Nutzen der betreffenden Unternehmen eingesetzt, statt dass sie der Demokratie und dem Gemeinwohl zugute kommen.
Anne Brorhilker – 2021 vom Medienunternehmen Bloomberg zu einer der 50 einflussreichsten Personen im Finanzsektor gewählt – zeigt uns mit Bravour, dass es auch anders geht.
Zu ihrer Entscheidung, ihren Werten und Zielen treu zu bleiben, aus dem Beamtenverhältnis auszuscheiden (was auch den Verzicht auf hohe Pensionsansprüche beinhaltet) und künftig ihr Wissen & Engagement in der Bürgerbewegung Finanzwende e. V. einzubringen, sei ihr auch an dieser Stelle Respekt gezollt und viel Erfolg gewünscht!
Das Panorama authentisch-mutiger Menschen, insbesondere aber auch weiblicher Vorbilder, ist um eine Frau reicher geworden.
PS.: Ihren Berechnungen und Schätzungen nach sind bis zum heutigen Tag ca. 12 Mrd. Euro aus illegalen Cum-Ex-Geschäften und noch einmal ca. 30 Mrd. Euro aus ebenfalls strafbaren Cum-Cum-Geschäften nicht vom Staat zurückgeholt worden.
Warum wurden 2022 und 2023 rund die Hälfte der Gelder im Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung nicht abgerufen – immerhin fast 30 Mrd. Euro? Die Analyse des unabhängigen Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft wirft drängende Fragen auf. Auch zur Bedeutung der „BNE-Multis“ für das Erreichen der KTF-Ziele.
Das Sondervermögen „KTF“ soll bekanntlich einen „zentralen Beitrag zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele Deutschlands“ leisten. Denn: Bis 2045 wollen wir klimaneutral sein (s. auch Nationale Klimaschutzinitiative).
Und auch nach dem einschneidenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts von November 2023 steht hier bis 2027 noch ein üppiger Etat zur Verfügung, um in verschiedensten Bereichen Projektimpulse und Investitionen auszulösen sowie z. B. konkrete Technologien zu fördern oder weiterzuentwickeln (Postenübersicht zum KTF v. 21.12.23).
War da nicht zu erwarten, dass diese Mittel mit zunehmender Dringlichkeit solcher Projekte und Investitionen jedes Jahr bis auf den letzten Cent abgerufen werden? Von wegen, sagte die Klima-Allianz Deutschland schon vor drei Monaten, detailliert aufgedröselt in ihrem Hintergrundpapier 04/2024 – aber merkwürdigerweise sind dieser Feststellung bisher kein kollektiver Aufschrei und schon gar keine offizielle Reflexion gefolgt.