Petromaskulinität: ein Blick hinter die Kulissen von Nachhaltigkeitsdebatten

Es ist glatt zum Verzweifeln: Da lassen präzise Daten und zuverlässige Analytiker*innen keine Zweifel an unserer zerstörerischen Lebensweise – zerstörerisch für uns Menschen, für alle anderen Lebewesen, für das Klima, für unseren gesamten Heimatplaneten … – und trotzdem stehen auf der politischen Bühne nach wie vor Begriffe wie Wirtschaftswachstum, Produktionssteigerungen und Gewinnmaximierungen im Mittelpunkt. Warum? Welche unsichtbaren und für rationale Argumente nicht erreichbaren Triebkräfte sind da am Werk?

Dass Menschen aus Nachlässigkeit, fehlendem Bewusstsein, Faulheit oder Verantwortungslosigkeit ihre Mitwelt verschmutzen oder schädigen, ist ja hinlänglich bekannt. Wir außerschulischen Bildungsreferent*innen für Nachhaltige Entwicklung arbeiten täglich mit ihnen (siehe hier zum Beispiel klimafakten.de / Poster & Spiel „Nicht ich. Nicht jetzt. Nicht so. Zu spät“)

Aber wissen Sie z. B. auch, was das US-amerikanische „Rollin‘ coal“ ist? Dieses gehässige absichtliche Ausstoßen von verrußtem Dieselqualm aus manipulierten Auto-Auspuffrohren, wenn ihre Fahrer an Hybridautos, Teslas, Radfahrer*innen oder Fußgänger*innen vorbeifahren? Als „Protest gegen ungezügelten Umweltschutz“ oder „um ihre Freiheit zu verteidigen“?

Und auch in Deutschland werden – bis hinein in den Bundestag – wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse ignoriert oder geleugnet, Fakten verdreht und Menschen verunglimpft, die sich für den Klimaschutz und die Nachhaltige Entwicklung engagieren.

Dabei bezeichnen wir uns doch selbst so stolz als „Homo sapiens sapiens“, wörtlich also: doppelt „weise und verständig“, und wollen als am höchsten entwickelte Lebewesen auf der Erde gewürdigt werden. Wo ist denn beim Leugnen und Verweigern rationaler Argumente die Vernunft?

Weit über die Konzepte für eine gute Klimakommunikation hinaus ist es für uns Aktive in der Bildung für Nachhaltige Entwicklung wichtig, hier nachzuhaken. Die Politikwissenschaftlerin Cara Daggett hat uns dazu nun ein erhellendes Buch an die Hand gegeben.

Auf den Schultern der Ökofeminist*innen und anderer kluger Denker*innen stehend, führt sie in Petromaskulinität die Phänomene von Klimaleugnung, Rassismus und Misogynie vor dem Hintergrund unserer energiepolitischen Geschichte zusammen.

Und sie endet mit dem eindrücklichen Satz: „Petromaskulinität ernst zu nehmen heißt, auf die durchkreuzten Begierden priviligierter Patriarchate achtzugeben, sobald sie ihre fossilen Fantasien einzubüßen beginnen.“

Interesse an einem Impulsvortrag zu diesem spannenden Konzept? Dann freue ich mich auf Ihre Buchungsanfrage: kontakt@madeleine-porr.de

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